Ersetzt die Gesundheits-App den Hausarzt?

Smartphones sind mittlerweile in fast jedem Haushalt zu finden und viele unserer Patienten nutzen diese Geräte nicht nur als Telefon (ja, man kann damit tatsächlich auch noch telefonieren…). Mittels zusätzlicher Applikationen – kleine Programme unterschiedlichster Arten – können Kontostände verwaltet, E-Mails abgerufen und viele Dinge mehr mit diesen smarten, also schlauen, Geräten „gecheckt“ werden. Der Markt für diesen neuen Wirtschaftszweig steigt ständig an und für die Werbebranche hat sich ein neues, riesiges Feld aufgetan. Für den Nutzer von Smartphones, Tablets und PC sind der Großteil der Anwendungen zwar kostenlos, dafür aber mit Werbung zugepflastert.

cyber-Fieber mit Gesundheits-AppMit der sogenannten Gesundheits-App haben die Pharma-Industrie, medizinische Gerätehersteller und Krankenkassen einen zusätzlichen Markt entdeckt und bieten meist kostenlos Programme zur Selbst-Diagnose zum herunterladen an. Aber auch zuhause am Büro-PC kann man den virtuellen Arzt befragen, auch wenn die Zipperlein morgens um vier Uhr plagen. Der Cyber-Doktor ist nicht an Sprechzeiten oder Bestellsysteme gebunden.

Ersetzt die Gesundheits-App aus dem Internet ab sofort den Arzt?

…und mit der Diagnose auf der App geht es direkt zur Apotheke? Wohl kaum! Denn es stellt sich die Frage, ob diese kleinen Programme tatsächlich eine vernünftige und medizinisch belastbare Diagnose stellen oder einfach nur ganz grob Möglichkeiten der Behandlung umreißen. Ein Forscherteam der Harvard Medical School in Boston/USA hat eine Reihe solcher Diagnostik-Tools auf Herz und Nieren geprüft und herausgefunden, dass diese „Symptom-Checker“ in etwa zwei Drittel der Fälle in ihren Diagnosen daneben lagen. Es wurden verschiedenen virtuellen „Doktoren“ insgesamt 45 fingierte Krankheitsfälle beschrieben und 770 Diagnosen abgefragt. Empfehlungen für ein weiteres Vorgehen des Patienten gab es dabei in 532 Fällen.

Das Ergebnis der Studie war ernüchternd: Nur in 34 Prozent der Anfragen wurde die richtige Diagnose erstellt bzw. stand sie an erster Stelle von mehreren Möglichkeiten. In nur 51 Prozent war sie unter den ersten Drei zu finden und in 58 Prozent aller Antworten immerhin noch unter den ersten 20 Diagnosen. Auch die Qualität der verschiedenen Gesundheits-App schwankt stark. Von durchschnittlich 50 Prozent richtiger Diagnosen eines Programms bis herunter zu einer Trefferquote von nur fünf Prozent war alles vertreten.

Gerade hier ist die Gefahr einer Falschbehandlung durch den Patienten immens hoch, auch wenn die Programme darauf hinweisen, dass die Internet-Konsultation nicht den Arztbesuch ersetzen kann. In unserem Ärztezentrum verlassen wir uns nicht auf unsere „Cyber-Kollegen“ oder eine Gesundheits-App und hangeln uns bei der Diagnose von (Maus-)Klick zu Klick, sondern wir reden ganz persönlich mit unseren Patienten und erfragen das ganzheitliche Bild der Beschwerden. Mit dieser Philosophie arbeiten wir mit dem Patienten unmittelbar und individuell zusammen und ergänzen die klassische Hochschulmedizin mit den Praktiken der Naturheilverfahren. Für den virtuellen Cyber-Doc ist in unserer Praxis leider keine Stelle frei.